Beziehungen sind auch nicht mehr, was sie einmal waren

Frauen zu Anfang des Jahrhunderts hatten selten die Gelegenheit, die Liebhaber zu wechseln
Das Bürgertum kommt immer wieder zurück - und mit ihm die Unterdrückung der Jugend
Dann – nun dann. Dann gab es erst einmal einen Aufbruch der Jugend, bevor das Nazipack wieder alles zunichtemachte … Und ach ja, das Bürgertum feierte sich auch im Nazireich und versuchte, einen großen Teil seiner Ideologien zu wahren: Außen Nazi, innen Spießbürger. Und dann der zweite große Krieg, schlimmer als der Erste. Was aus Schutt und Asche entstand, war eine Mini-Revolte der Jugend (Mods, Rocker, Exis) und das erneute Aufkommen genau jenes Bürgertums, das schon einmal untergegangen war. Mädchen blieben Mädchen, die eigentlich keinen Beruf lernen mussten, aber mal ließ sie trotzdem … und was diese Mädchen in der Ehe erwarteten, wussten sie auch nicht.
Die gesamten 1950er und frühen 1960er Jahre waren davon geprägt, dass man die Jugend brauchte, ihre Bedürfnisse aber ignorierte. Nach außen war man Demokrat, nach innen wieder nur Spießbürger. Nun gut, einige junge Frauen und Männer flüchteten sich damals ohne elterlichen Segen in die Ehe. Liebesheirat oder Flucht vor der unsäglichen Bevormundung? Ich denke, man hat das nie untersucht – ebenso wenig, wie man sich mit der Unterdrückung der Jugend in der Adenauerrepublik ernsthaft beschäftigt hat.
Tendenz: Aufstieg und Machtfülle der Frauen
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Ich habe diese Textstelle in einem Interview mit Ute Gliwa gefunden, das sich auf ihr Erstlingswerk bezieht, „Alberta und ihre Männer.“ Wenn es auch für viele Frauen befremdlich sein mag, so trifft es doch den Nerv der Zeit:
Beide Partner entwickeln während der Beziehung, auch und nicht zuletzt sexuell, und dass man sich über viele Jahre in die gleiche Richtung entwickelt, ist tatsächlich relativ unwahrscheinlich. Insofern muss man sich damit auseinandersetzen, was einem wichtig ist, woran man eine Beziehung festmacht.
Ich denke mal, langfristig kommen Frauen wie auch Männer dabei in Konflikte, die sich nicht mehr locker-flockig lösen lassen. Aber das Thema ist dennoch wichtig und aktuell.
Dazu noch ein Wort: Wer die Macht und die Mittel hat, kann nahezu frei entscheiden, was er will – solange es ihm guttut. Wir sind gewohnt, dass Männer dies tun. Und wir werden erleben, dass es Frauen ebenso tun, und zwar schon bald.
Titel: Bild aus einer französischen Publikation, Farben aufgefrischt (Teilansicht), ca. 1908 - es soll ein Reprint von 2018 geben.
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