Eine verdammt einfache Anleitung für eine erotische Geschichte

Erotische Kurzgeschichten - ganz einfach
Der Einstieg, kurz, emotional, direkt
Beim Schulaufsatz haben Sie gelernt, die Personen vorzustellen, Ort und Zeit zu bestimmen und mithilfe dieser Informationen Ihre Leser zum Mittelteil zu führen. Für eine Kurzgeschichte eignet sich diese Vorgehensweise nicht. Stattdessen stellen Sie Ihre Heldin oder Ihren Helden sofort in die Mitte des Geschehens. Sie beginnen also mit einer Handlung oder einem Gefühl, möglicherweise gar mit einer Kombination von beiden. Ich gebe Ihnen dazu ein Beispiel (1):
Stella … spürte, wie ihr Herz flimmerte, als sie ihren nackten Körper nochmals genau im Schlafzimmerspiegel begutachtete.
Der Vorteil eine solchen Einstiegs: Sie haben einen Namen, den Sie weiter verwenden können (Stella), einen erotischen Gedanken (nackt sein) und ein Gefühl (Herzflimmern). Außerdem wird der Leser auf die Geschichte hingeführt: Es muss einen besonderen Grund haben, dass ihre Heldin sich so genau nackt vor dem Spiegel begutachtet und dabei ganz offensichtlich sehr erregt ist. Offenbar will sie ganz sicher gehen, was durch das Wort „nochmals“ ausgedrückt wird. Sie machen ihre Leser damit neugierig auf das, was folgen wird.
Es hat sich als zweckmäßig erwiesen, die Einleitung in wenige Sätze zu kleiden, um dann sofort mit dem eigentlichen Geschehen zu beginnenden. Für den Anfang sollten Sie recht kurze und knappgehaltene Geschichten schreiben. Zwischen 300 und 1000 Wörter sollten reichen, um schnell und sicher Ihre verdammt gute sinnliche Geschichte zu schreiben..
Der Kernteil – Spannung steigern und Höhepunkt
Der Mittelteil beinhaltet die gesamte Geschichte, die Sie erzählen wollen. Es ist allgemein üblich einen Spannungsbogen aufzubauen, der, nachdem er auf dem Höhepunkt angekommen ist, schnell wieder abfällt. Der sogenannte „Spannungsbogen“ verläuft in Kurzgeschichten steiler als in Aufsätzen, und sie fällt genauso abrupt wieder ab. In sinnlichen Geschichten geht es aber nicht um die Spannung allein, sondern auch um die Lust, die sich von Zeile steigern sollte. Weil es nicht leicht ist, dies schriftstellerisch zu verwirklichen, bauen viele Autoren ihre Geschichten wellenförmig auf. Wenn Sie schon einmal beobachtet haben, wie Wellen entstehn und wieder in sich zusammenfallen, werden Sie dies leicht nachvollziehen können. Sie sehen zunächst einige kleine Wellen, die bald wieder in sich zerfallen, warten aber auf die „wirkliche große Welle“, die sich lärmend und zischend auf die Felswand stürzt, um dann in kürzester Zeit zusammenzubrechen. In einer erotischen Geschichte können Sie, je nach ihrer Länge, viele erotische Wellen auf ihre Helden anrollen lassen, bis sie schließlich von der großen Welle getroffen werden und gurgelnd in der Lust versinken.
Sie müssen nicht zwangsläufig Erlebnisse schildern – ein Ablauf von sinnlichen Gedanken reicht auch. In unserem Beispiel könnte "Stella" sich eine erotische Situation ausdenken, in die sie gerne hineingeraten würde, während sie sich berührt und dies im Spiegel beobachtet.
Der Einstieg in die Geschichte eignet sich für allerlei Varianten Ihrer Geschichte. Er beinhaltet bereits einige klassische erotische Themen:
1. Die Sinnlichkeit des Anziehens und Ausziehens.
2. Sich selbst sinnlich finden - als sinnlich empfunden werden.
3. Sich auf erotische Abenteuer zu freuen und sie zugleich zu fürchten.
Sie sehen: Mit dem gewählten Einstieg können Sie eine erregende Verabredung, einen Auftritt auf einer Bühne, einen Besuch in einem Swingerklub und viel andere Themen abdecken – und alles als Folge eines einzigen Satzes, der Ihre Leser neugierig gemacht hat.
Selbstverständlich ist diese kurze Betrachtung des Handlungsteils nur ein winziger Auszug aus dem, was möglich ist. Er soll ihnen ja auch nur einen kurzen Einblick in die Welt erotischer Kurzgeschichten verschaffen.
Der Schluss – knapp und dennoch lustvoll
Wie schon der Anfang, so sollte auch der Schluss recht kurz gehalten werden. Denken Sie bitte daran, dass eine Kurzgeschichte nur eine Episode aus dem Leben schildert. Das Leben an sich geht aber weiter. Zumeist werden Kurzgeschichten deshalb mit einem kurzen Gedanken beendet. Er kann Bezug auf die Handlung nehmen oder auf das verbleibende Gefühl, das sich daraus ergibt. Möglich ist auch, wieder auf den Beginn zurückzukommen.
Beispiel für einen Zirkelschluss (2):
Stella sah sich noch einmal im Schlafzimmerspiegel an, erst von vorne, dann von hinten. Ihr Po war immer noch heftig gerötet, und die Spuren der Nacht würden sie wohl noch einige Tage begleiten. Sie seufzte einmal laut auf, dann lächelte sie in den Spiegel hinein. Es würde nicht das letzte Mal gewesen sein – sicher nicht.
Die Methode, die ich hier beschreibe, eignet sich übrigens nicht nur für Kurzgeschichten. In angelsächsischen Länden werden ganze Romane auf ähnliche Art aus Episoden aneinandergereiht. Diese Romane haben dann eben nicht sechs Kapitel, sonder bis zu 30. Für die Autoren ist es wesentlich einfacher, mit kurzen Kapiteln umzugehen, und die Kürze zwingt sie zudem, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Es lohnt sich also, mit Kurzgeschichten zu beginnen.
Hinweis: Die Serie „Wie schreibe ich eine sinnliche Kurzgeschichte“ ist ein Gemeinschaftswerk der Redaktion und stammt von unterschiedlichen Autoren. Gastautoren sind willkommen.
(1) „The Schooling of Stella“. Deutsch: „Stellas Unterwerfung“, hier: eigene Übersetzung nach der englischen Version). Der Roman hat andere Inhalte als der Entwurf für die Kurzgeschichte.
(2) Alle Ergänzungen, Umschreibungen und Textbeispiele, soweit nicht anders gekennzeichnet, © 2014 by Liebesverlag.de
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