Erotische Literatur – gut ist, was geil macht?

Beim Lesen sanft erregt werden ...
Jeder wird auf andere Art geil. Mal ist es etwas Bekanntes, mal etwas Neues. Und was, wenn es etwas Neues ist?
„Du liest gelegentlich etwas, über das du nie fantasiert hast. Und plötzlich beginnt dien Herz zu rasen, dein Atem geht schneller und dein Höschen wird feucht … dann weißt du, dass es gut ist.
Wir wissen aus den Erfahrungen der letzen Jahre, dass es höchst ungewöhnliche Dinge waren, die plötzlich interessant für Frauen wurden. Die „Shades of Grey“ boten ihren Leserinnen schon nach wenigen Seiten einen schmerzlichen Hieb auf die Schamlippen. Niemand hätte zuvor gedacht, dass derartige Textstellen die Lust der Frauen anregen würden. Man ahnte, dass es andere schreckliche Fantasien gab, die „Lustfurcht“ erzeugten – der Sex mit dem bösen Räuber, verbal getarnt als „der völlig Fremde“. Man vermutete, dass manche Frauen davon träumten, der Mittelpunkt einer Orgien zu sein. Und man wusste, dass auch Hetero-Frauen eine gewisse Lust an sehr sinnlichen lesbischen Verführungen hatten.
Aber die Wollust durch den Schmerz? Nein, das hätte man nicht gedacht.
Die meisten erotischen Werke sind Ausgeburten der Fantasie – erotische Märchen für Erwachsene, sozusagen. Nahezu immer erliegt eine Person der Faszination einer anderen. Schon bald jedoch werden die eigenen Gefühle infrage gestellt und die Motive des anderen bezweifelt. Nach unterschiedlich gestalteten Wandlungen es Glücks kommt es dann am Schluss zum glücklichen oder traurigen Ende.
Weil alles ohnehin nur Fantasie ist, können sich Autorinnen erotischer Literatur erlauben, den Alltag und seien Bedingungen sowie die Moral und ihre Einschränkungen vergessen. Sie können Prinzessinnen und Hexen, Königssöhne und böse Räuber, aber auch Aberglaube und Religiosität in ihre Werke einbauen und somit untergegangene Welten beschwören.
Gelobt sei, was geil macht?
Es gibt zweifellos Kurzgeschichten, die alleine dazu dienen, Geilheit zu erzeugen. Und es gibt Romane, in die wie Flickwerk die Stofffetzen eingenäht sind, die den gleichen Effekt haben.
Doch wer das Sinnliche bevorzugt, benötigt Texte, die langsam dazu führen, die Sinne mit Lust zu füllen, bevor die Wollust einsetzt. Denn die Fantasie folgt dem Text nicht unmittelbar. Leserinnen, die ihrer Heldin emotional folgen wollen, um schließlich den Schwebezustand anfänglicher Geilheit zu erreichen, wollen deshalb mehr über de Gefühle vor dem Sex wissen als über die Gefühle beim Sex.
Und was ist mit jenen, die nur „ein klein wenig“ jenseits der Realität seufzen und stöhnen wollen? Jene, die vielleicht sogar ein Lehrstück in Geilheit suchen? Oh, sie werden allein gelassen. Typische Beispiele sind die Schilderungen von aktivem und passivem, fleischlichem und instrumentellem Analverkehr. „Zack“ setzt er/sie an und „Oh“ ist er/sie drin. Ganz ähnlich ist es bei der Schilderung von Mund- oder Handverkehr. Man blendet das Hirn aus, in dem die Gefühle entstehen, um sich auf die sichtbaren Funktionen zu konzentrieren.
Schade? Ja, Schade. Erotische Literatur sollte nicht nur geschrieben werden, um Geilheit zu erzeugen, sondern auch, um den Weg zu mehr Lust im Alltag zu bereiten.
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